Ansichten eines Naturparks in der Entwicklung: Über insgesamt 85 Kilometer führt der Wildnis-Trail in vier Etappen durch den Nationalpark Eifel. Seit 2004 ist sich die Natur hier zunehmend selbst überlassen. Noch sind die Wege zum großen Teil breit und gut markiert, mit den Jahren aber wird die im Entstehen begriffene Wildnis sie streckenweise in Pfade verwandeln, die den abenteuerlustigen Wanderer herausfordern. Von Monschau-Höfen im Süden bis Hürtgenwald-Zerkall im Norden wandern Sie durch Buchenwälder, Grasland, Felsformationen und über Talsperren. Die Tagesetappen sind zwischen 18 und 24 Kilometer lang und können individuell angepasst werden.
Die knapp 24 Kilometer lange erste Etappe beginnt im malerischen Monschau-Höfen. Vorbei an hohen Buchenhecken geht es hinab ins Perlenbachtal, das während des Frühjahrs im leuchtenden Gelb unzähliger Narzissen erstrahlt. Der Weg verläuft nun bergauf, entlang an malerischen Bächen und durch dichte Wälder, bis Sie bei Wahlerscheid den höchsten Punkt des Trails erreichen. Sie folgen dem naturbelassenen und zum Teil sehr schmalen Höhenpfad bei Hirschrott. Schließlich führt der Weg hinab zum Ostufer des Obersees, zum Ziel dieser Etappe - nach Simmerath-Einruhr, das den müden Wanderer zum erquickenden Besuch der Heilquelle im Wassergarten lädt.
Auf der zweiten Etappe wandern Sie zunächst entlang des Obersees, der sich wie ein Spiegel zwischen den grünen Hügeln erstreckt. Sie erreichen die imposante Urftstaumauer, einst die größte ihrer Art in Europa. Es geht hinauf zur Dreiborner Hochfläche, vorbei an der Dorfwüstung Wollseifen, die als Bodendenkmal an den Zweiten Weltkrieg erinnert. Über die weite Ebene kommen Sie zur ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang, die heute ein Museum Museum. Von dort aus genießen Sie zwei spektakuläre Aussichten: die Kickley, die Ihnen das Urfttal zeigt, und die Modenhübel, die Ihnen den Kermeter-Wald präsentiert. Schließlich steigen Sie hinab ins Tal und folgen dem Fluss bis zum Ende der 20 Kilometer langen Etappe im Nationalpark-Tor Gemünd.
Die dritte Etappe bringt Sie zunächst in das Waldgebiet Kermeter. Sie starten am Nationalpark-Infopunkt Gemünd und folgen dem Weg durch beeindruckende Buchen- und Eichenwälder des Höhenzugs "Kermeter". Für eine Rast bietet sich das Trappistenkloster Mariawald an, wo Sie die berühmte Erbsensuppe probieren können. Weiter geht es durch die seit 50 Jahren unberührte Naturwaldzelle Wiegelskammer, dem Lebensraum vieler seltener Tier- und Pflanzenarten. Als Ziel der 22,3 Kilometer langen Etappe erwartet Sie Heimbach mit der über das Rurtal wachenden mittelalterlichen Burg Hengebach.
Auf seiner mit 18 Kilometern kürzesten Teilstrecke führt der Wildnis-Trail durch die Rureifel im Norden des Nationalparks Eifel. Von Heimbach aus wandern Sie durch einen üppigen Mischwald, begleitet vom vielstimmigen Konzert zahlloser Singvögel. Weiter geht es durch den Hetzinger Wald. Knorrige Eichen säumen den Weg ins idyllische Schlehbachtal. Den niedrigsten Punkt und Abschluss der Wanderung erreichen Sie mit dem Nationalpark-Infopunkt Zerkall, dort, wo Kall und Rur zusammenfließen. Tipp: Brechen Sie zu dieser letzten Etappe am besten mit eigener Verpflegung auf, es finden sich unterwegs nämlich keine Möglichkeiten zur Einkehr.
Der Wildnis-Trail beginnt mit der längsten und anspruchsvollsten Etappe, die Trittsicherheit und festes Schuhwerk erfordert: Neben knapp 24 Kilometern sind auch 477 Höhenmeter Anstieg und 750 Höhenmeter Gefälle zu bewältigen.